Heut bin ich auf ein, gegen den löchrigen Darm empfohlenes, artgerechtes Rezept gestoßen: 1 Eigelb vom Eiweiß trennen, mit 1 TL Schneckenkaviar in etwas Olivenöl anrichten. Von wissenschaftlicher Seite gesehen wirkt das sehr wohl.
„Raw“ ist ja im Trend. Und damit zieht auch das rohe Ei wieder ein in unser Leben ein. Mittags als Vorspeise im Olivenöl. Morgens im Energie-Drink. Und mit ihm die Stimmen der Unken, die sagen: Das rohe Ei bringt uns um.
Das rohe Ei hat uns nie umgebracht. Jahrtausende lang nicht. Da hat es uns mit wertvollsten Aminosäuren, Lecitin, Vitamin D, B-Vitaminen, Enzymen – sprich mit Energie und Gesundheit versorgt. Bis zur Massentierhaltung. Mit der kamen dann die Salmonellen dazu – und die haben uns umgebracht. Und das rohe Ei aus unserem Leben verbannt mit dem Stempel „lebensgefährlich“. Ach ja und weil’s so schön wirksam war auch gleich noch mit: „cholesterinreich“.
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Das uns das Cholesterin vom Ei nicht mehr umbringt spricht sich langsam herum. Das erhöht nur den Cholesterinspiegel dessen, der eine erblich bedingte Stoffwechselstörung hat. Das haben die wenigsten.
Dass das rohe Ei uns nicht umbringt, bedarf halt noch einiger Bio-Ei-PR-Arbeit.
Im Ei innen drin steckt keine Salmonelle. Auf der Schale schon häufiger, allerdings eher unwahrscheinlich, wenn es sich um ein sehr sauberes Bio-Ei handelt, das unter 7 Grad gelagert wird, bis man es verwendet – und zwar frisch, binnen zehn Tage nach dem Legen. Im Kühlschrank verschreckt das nämlich jede Salmonelle. Ideal: Der Stempel „O“ steht für Ei von der Bio-Henne. Noch idealer: Man kauft es frisch vom Bauern. Wie gesagt: Das rohe Ei versorgt uns mit wertvollsten Aminosäuren, mit Lecithin und mit Enzymen, die durch das Erhitzen verloren gehen. Nicht nur in der Mayonnaise oder im Eis oder im Tiramisu. Da stecken ja auch rohe Eier drin. Und da sagt keiner iiiihhhbähbäh. Ach ja, das mixt auch der Barkeeper in so manchen Cocktail. Die eventuell vorhandenen Salmonellen killt der Alkohol und die Zitrone. Und letztere gehört ja auch in den morgendlichen Energie-Drink: 1 rohes Ei mit 3 EL Naturjoghurt, etwas zerdrücktem Knoblauch und einem Löffel Hirseflocken verrührt, mit 0,2 Liter Buttermilch, dem Saft 1 Zitrone und etwas Salz, Pfeffer und Chilipulver im Mixer verquirlen. Auch lecker: Ein rohes Ei verkleppern, dann mit 1 TL Olivenöl, Salz, Pfeffer, Tabasco und klein gehacktem Schnittlauch mit 0,2 Liter Tomatensaft und dem Saft 1 Zitrone im Mixer oder mit dem Pürierstab kräftig mixen.
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Die Ei-Unken munken übrigens auch: Ei enthält Avidin. Das macht Biotinmangel. Stimmt. Zu einem Biotinmangel kommt es allerdings nur, wenn man wie die Bodybuilder morgens 5 rohe Eier in den Drink tut – und nicht gleichzeitig auf sein Schönheitsvitamin Biotin achtet. Das tut man z.B. mit ein paar Hirseflocken oder Walnüssen. Tipp zum Schluss: Ganz frische Eier bleiben in einer Schüssel mit Wasser auf dem Boden liegen. Ein etwa drei Wochen altes Ei stellt sich auf. Verdorbene Eier schwimmen nach oben.