“Eine kleine Studie verursacht großen Wirbel” – wenn Sie das als Überschrift in der Zeitung lesen, was vermuten Sie da? Ich hab das in der Ärztezeitung gelesen und wollt’ erst mal nicht weiter lesen, weil mich so was nicht so neugierig macht. Dann hab ich mich aber doch durch den Text gequält. In dem es um eine ARBITER-6-HALTS-Studie in Orlando ging, wo sich gerade die Crême de la Crême der Kardiologen zum Weltkongress trafen. Und irgendwann hat mich dann doch die Aufmerksamkeit gepackt. Da stand das Wörtchen Niacin. Ich weiß, was das ist. Sie wahrscheinlich nicht – aber ich sag es Ihnen gleich. Also in der Zweiten Hälfte des Artikels erfuhr ich dann, dass eine Studie an Hochrisiko-Herzinfarktpatienten abgebrochen wurde, weil Niacin besser hilft als Ezetimib. Und zwar haben die gemessen, (ich benutze jetzt meine Worte!) wie sich die Verengung einer Herzarterie verändert durch Niacin oder Ezetimib. Und die hat sich verändert. Die Arterie wurde nämlich freier, viel freier durch Niacin. Lebensrettend so ein Wissen. Und nun frage ich mich, warum schreiben die da nicht in den Titel: “Vitamin B3 (= Niacin) schützt das Herz besser als Statine”? Dann liest das der Arzt vielleicht auch. Und verschreibt vielleicht ein Vitamin ohne Nebenwirkungen, statt ein Medikament. Oder wenigstens beides. “Kleine Studien, die großen Wirbel machen”, interessieren keinen Arzt. Wenn er allerdings weiß, dass diese kleine Studie aus ethischen Gründen abgebrochen werden musste, weil ein Vitamin mehr Leben retten kann, als ein Medikament, dann würde er sich dafür doch sicherlich interessieren.
Es gibt so Dinge, die machen mich traurig.
Bis bald
Marion Grillparzer