Alle Jahre wieder trifft sich unsere Großfamilie zu Weihnachten. Dieses Jahr wieder bei mir. Vierzehn Menschenkinder. Mit hoch noch mal so vielen Wünschen. Alle Jahre wieder: Was kochen wir. „Gans!“ Sagt Bettina. „Wollwürschtl“ sagt Dad. „Vegan“ sagt Lina. „Vegetarisch“ sagt Xaver. „Regional“ sagt Marion. „Mediterran sagt Pierro. „Ohne Getreide“ sagt Olivia. „Leicht“ sagt Sasa. Und so weiter. 14 x 3 Wünsche … von Vorspeise bis Nachspeise. Allein schon das darüber Reden löst bei mir in der Folgenacht eine Stress-HRV von 55 aus. Ich träume von Gänsen mit gebratenen Keulen, die mir auf dem Bauch sitzen. Von verschmähten geräucherten Forellen, die ihr Mindesthaltbarkeitsdatum geruchslaut lange, lange überschreiten. Von verbrannten Wollwürschtelbergen, geblähten Reizdärmen. Davon, dass alle Weihnachten am Tisch sitzen, und es gibt nix …
Wie schenken wir? 14 x 14 = 196 Geschenke find ich schon der Verpackung wegen eine Klimakatastrophe. Abgesehen, von der Zeit, die da reingesteckt wird. Sagen wir Minimum (für tristes Internetbestellen und lustloses Verpacken) 196 Stunden. Darunter: Zweikommadrei Arbeitswochen verschwendete Zeit, denn es gefällt ja die Hälfte nicht. Minimum. Und das lässt man dann, wie schon passiert, einfach stillschweigend bei mir zu Hause stehen. Ich erinnere mich an eine Glasvase mit Gesicht, eine rosafarbene Yogamatte, ein Hunde-Ski-Pullover … und 95 weitere Rumsteherleins. Mit denen ich seither das von einem Spiegelbestseller-Autor (mir fällt der Name gerade einfach nicht ein) empfohlene Spiel spiele: Rumsteherleins mit zu einer Einladung bringen. Und in einem unbeobachteten Moment irgendwo abstellen. Und beim nächsten Besuch als „wunderschön und geschmackvoll“ loben. Jedenfalls wird das noch ein paar Jahre dauern, bis ich die von der letzten Weihnachtsfeier bei mir „vergessenen“ Geschenke auf diese Weise losgeworden bin. Geschätzte vier Jahre. Darum muss ich diesmal vorbauen. Ich habe dazu aufgerufen: Jeder macht zum Betrag xx ein Geschenk, das er sich selbst schenken würde. Und das wird dann gewichtelt. Danach darf man auch tauschen. Also es gibt nur 14 Geschenke. Jeder fühlt sich beschenkt. Und es bleibt nur ein Bruchteil bei mir liegen. Über das Essen denke ich immer noch nach.