Die Tage war Manfred da und ich hab mit ihm gefastet. Einfach, um das mal unter professioneller Anleitung zu tun. 16:8-Fasten und Suppenfasten ist ja ein Leichtes. Aber so gar nix essen... Am ersten Morgen hat Manfred dann gleich mal das MoMo kennen gelernt. Kannte er noch nicht. Gibt's nur vor dem Kaffee. Mit dem hat er dann lange seine Freude gehabt. Kaffee gab's nämlich irgendwann am Nachmittag, einen schwarzen, nackigen, bitteren Espresso. Nach dem MoMo (=Morgenmonster) erwachte dann das HuMo. Das Hungermonster. Wir haben uns nämlich den Einlauf gespart.
Hätte er mal nicht vorschlagen sollen. Denn ohne Einlauf hat man mehr Hunger. Und meine Kolleginen haben ihn ja früher eigenlich schon mal gewarnt: "Wir müssen gucken, dass Marion bald was zum Essen bekommt." Also nach MoMo das HuMo. Armer Manfred. Nun, dafür gab es kein ELauMo. Hat er sich erspart. Wir haben Morgens statt Kaffee das Aktive Erwachen gemacht. Also das Durchmobilisieren des Körpers, von den Gelenken bis zur Lymphe... kennt ihr ja, ihr Fasten & Glyxen-Erprobten. Manfred hat motiviert und motiviert und motiviert ... "Machst Du toll Marion". Und ich hab in seinem Gesicht gesehen: Lieber eine Woche Fasten mit 18 Leuten in Pernegg als 1 Tag in München mit Marion. Und auf meiner Schulter saß erst das Kaffeemännchen. Und dann das Keksmännchen: "Komm Marion, nur ein Keks, komm, das sieht der Manfred nicht, ich putz Dir dann auch die Krümel von der Backe..." Na ja. Und dann wickelt mich Manfred in einen Leberwickel und ich schlafe bis zum kleinen Espresso. Der ja sonst immer verboten ist. Aber neue Studien zeigen: Der Espresso fördert die Autophagie. Das Selbstverdauen des Zellmülls im Körper. Also darf der neuerdings beim Fasten – wird aber noch 15 Jahre dauern, bis sich das die Fastenleiter in der Praxis auch trauen. Genauso wie es noch Jahrzehnte dauern wird, bis die Onkologen zur Chemo drei Tage Fasten empfehlen. Und damit die Nebenwirkungen in Richtung Null tendieren. Nach 36 h legen sich die normalen Zellen nämlich in den Winterschlaf. Und nur die Krebszellen haben diesen Modus verlernt und futtern weiter– das Chemogift, während die anderen Zellen poofen. Nur so nebenbei, sollte jeder wissen.
Mit mir und meiner Leber wacht der Hunger wieder auf. Und mit ihm so ein kleiner Zorn. Wir gehen 10 000 Schritte stramm walken. Was auch nicht dazu führt, dass Manfred sich traut, mir zu empfehlen "Schreibe heute abend eine Dankbarkeitsliste, die hilft einem zum lernen, mit dem zufrieden zu sein, was man hat." Irgendwie geht dieser Tag vorbei. Mit Basensuppe mit kleinem Löffel löffeln. Mit Tatort und so. Und einem weiteren Leberwickel zum Einschlafen. Und am nächsten Tag wache ich auf ... und ... könnte Bäume ausreißen. Bin gut drauf... Rufe: Her mit der Dankbarkeitsliste – und fülle sie die folgenden Tag mit den kleinen Wundern dieser Welt. Dem größten Zauber, der in einem Apfel steckt, einer Umarmung, einer Minute Magnoliensamen angucken, einer kleinen Tasse nackigem Espresso...