“Wir brauchen vier Umarmungen am Tag zum Überleben, acht zum Leben und zwölf zum Wachsen.” Das habe ich mal in dem Magazin Chrismon gelesen. Jede Umarmung ist ein kleines Wunder.
Jede Emotion, jedes Gefühl, jede Erfahrung steckt in unseren Körperzellen, steckt in den Muskeln, im Bindegewebe. Eine Hand auf der Schulter, eine Umarmung holt uns in den Augenblick, in unseren Körper. Eine Umarmung öffnet unsere die Neuropeptidschleusen für Fröhlichkeit, Freude, Zufriedenheit, Wohlbefinden und Glück. Und: Eine Umarmung kann in Muskeln erstarrte Gefühle in Bewegung versetzen. Das kennt jeder: Tapfer sein. Zähne zusammen beißen. Bis einen tröstende Arme umfangen, eine Schulter den Kopf stützt. Endlich kann man den Schmerz fühlen, so dass die Tränen fließen und die Brust bebt. Das ist Aufmachen. Das ist Gefühle leben, Sorgen laufen lassen.
Nur: Das kann leider nicht jeder. Diesen Schutzmantel kann sich nicht jeder nehmen lassen. Es gibt Menschen, die können nicht erlauben, dass alte Verletzungen hoch kommen, sie sind nicht in der Lage Gefühle zu zeigen. Weil sie Angst haben, dass man sie verletzen kann. Andere Menschen wiederum halten Hingabe für Schwäche, sie können nicht zeigen, dass sie Nähe brauchen, dass sie Bedürfnisse an andere haben.
Kann man lernen sich wieder aufzumachen, wie als Kind? Freilich. Berührung – ohne Absicht – ist der Weg ins Leben, ins Sein, ins Spüren, in das Genießen des Augenblicks – ohne Muskelpanzerschutzmäntelchen. Schenken Sie Umarmungen. Denn jeder Mensch möchte wahrgenommen und berührt werden. Nicht nur als kleines Kind.
Danke für die vielen, vielen Schultern, für die vielen, vielen Umarmungen in der letzten Woche, die meine Tränen um Mama aufgefangen haben. Das war wirklich xunt.
Bis bald,
herzlichst Eure
Marion Grillparzer