In Omas Garten. Die Taube gurrt. Die Kieselsteinchen tun weh unten den kleinen Füßen. Zwei Patschehände halten die schwere mit schwarzen Äderchen durchzogene Keramikschüssel. Und der Lockenkopf birgt einen wichtigen Auftrag. Schüssel mit Beeren füllen. Los geht’s zu den Johannisbeersträuchern am Ende des Gartens. Erst über den piksenden Kies, dann die grüne Wiese, endlos .... da sind die alten Sträucher, voll beladen mit roten Rispen. Mit fünf großen Beeren ist die Hand voll. Der Mund auch. „Die gibt’s dann nach dem Essen.“ Hat Oma gesagt. „Nur pflücken. Nicht essen!“ Kann man das ernst nehmen? Eine ins Köpfchen, eine ins Töpfchen. Fünf ins Köpfchen, eine ins Töpfchen. Unendlich langsam füllt sich die kleine Schüssel. Oma ruft zwischendurch: „Marion, wo bleibst Du denn?“ Es ist sooooo schwer ... in die Schüssel, nicht in den Mund. Es ist so schwer. Die Zeit bleibt stehen. Konzentriert sich in dem Rot der Johannisbeere. Angucken. Zwischen den kleinen Fingern drehen. Schnell in den Mund schieben. Pflücken. Angucken. Mund. Pflücken angucken ... Oma kommt. Schiebt eine Haarsträhne unter den Kamm am Hinterkopf. Steckt das Spültuch in die Schürzentasche. Pflückt die Schüssel aus den kleinen Händen. Wenn ich zählen könnte, könnte ich stolz sagen: 9 Beeren in der Schüssel. Und verschweigen: Viele, viele im Bauch. Oma hilft die Schüssel füllen. Der Kies piekst in die Füßchen. Irgendwann, ein wenig später, sitze ich vor eine Schüssel mit Johannisbeeren, mit Zucker und Dosenmilch. Bärenmarke. Nicht’s geht über Bärenmarke, Bärenmarke im ...
Aufwachen. Im Hier und Jetzt. Beeren naschen. Nenn ich: Johannisbeerenmeditation. Macht resilient. Eine Achtsamkeitsmeditation. Kann jeder, immer machen: Sich auf etwas Schönes konzentrieren. Gedanken fliegen lassen. Nichts bewerten. Fünf Minuten lang. Schenkt uns Ruhe, hebt die Stressresistenz an. Und macht glücklich. Für den ganzen Tag.