Darum mein Rat: Wer eine Oma hat, sollte einfach auf sie hören. Vor allem, wenn sie so weise ist wie meine. Meine Oma überlebte die Not im Krieg. Lebte auf dem Land. Hielt Bauern Vorträge über Hühnerhaltung.
Las Bücher von Rudolf Steiner. Ging im Reformhaus einkaufen. Aß jeden Morgen Kräuterquark und trank abends ein Glas Rotwein. Und sie nahm immer einen Schluck Wasser in den Mund, wenn sich ein Streit anbahnte. Der verweilte dort, bis sich die Wogen glätteten. Freilich hatte sie immer recht, sogar dann, wenn sie zum zehntausendsten Mal sagte: »Kind, zieh’ warme Unterhosen an.« Ja, ich war schon 50.
Mir gefiel, dass sie nachts, wenn sie nicht schlafen konnte, im Zimmer stand und boxte: »Tai Chi, hab’ ich im Fernsehen gesehen, beruhigt.« Mir gefiel auch, dass sie mir jedes Mal, wenn ich kam, einen neuen Akupressurpunkt zeigte aus ihrem zerfledderten roten Buch: »Wenn ich das nicht hätte, würd’ ich schon längst unter der Erde liegen.« Zugegeben, ein wenig geniert hab’ ich mich schon, wenn sie im Bioladen mal wieder austestete, ob die Tomate wirklich ungespritzt ist. Das ging so: Tomate in die rechte Hand, linken Arm auf der Seite ganz lang aus- strecken und dabei den Nächststehenden boxen. Um dann auch noch die Bitte nachzuschieben, er möge doch mal versuchen, ihr den Arm runterzudrücken. O-Ton: »Geht das ganz leicht, dann ist das Gemüse gespritzt. Das macht man so in der Kinesiologie!«
Was Lieblings-Omas so empfehlen
> Dankbarkeit für die Birne vom Baum
> Barfußlaufen für funktionierende Organe (Reflexzonenmassage!)
> Akupunktur für ein langes Leben
> Kinesiologie für ungespritztes Gemüse
> Dinkelkissen für gesunden Schlaf
> Brennnesseltee für die Frühjahrskur
> Essigspülung für glänzendes Haar
> Einen Esslöffel Leinsamen im Müsli für selbiges
> Calcium phosphoricum (morgens) und Calcium carbonicum (abends) für feste Nägel
> Vitamin E und Haushaltsgelatinegegen Gelenkentzündung
Mehr lest ihr in: 99 Geheimtipps für ein langes Leben, 12 Euro, Christian Verlag. Auch ein schönes Geschenk.