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    Lektine und das böse Gemüse

    "Gemüse ist böse!" ist eine Meldung, die Journalisten genauso lieben wie "Postbote beißt Hund". Und ein US-Arzt hat ein ganzes Buch darüber geschrieben: „Böses Gemüse“.

     

    Der Arzt Steven R. Gundry schimpft 374 Seiten lang: Vollkorn macht müde, Tomaten und Kartoffeln reizen den Darm, Nüsse fördern Allergien. Und des Menschen Hauptfeind, der da im Gemüse sitzt, heißt: Lektine.

     

    Erzähle ich seit 15 Jahren. Esst Roggenbrot, ist verträglicher, weil fermentiert – und minimiert den Mistweizen. Heute weiß man: Bei Menschen, die unter typischen Symptomen einer Glutenunverträglichkeit, wie Blähbauch und schlechter Verdauung leiden, könnten in der Tat Lektine (statt Gluten) verantwortlich sein. Das Agglutinin ist ein Lektin aus dem Weizen. Und weil wir uns Jahrzehnte lang von morgens bis Abends mit Weizen gemästet haben, ist halt bei vielen Menschen der Darm kaputt. Und ist er erst mal kaputt, hat man halt auch Probleme mit der Tomate, mit dem Nachtschattengewächs, das auch Lektine enthält. Jeder Fünfte hat mittlerweile ein Problem. Aber das Buch "Dumm wie Brot" gibt es schon. Man braucht einen neuen Feind: böses Gemüse.

     

    Nun schlupfen wir gemeinsam mal wieder in die Realität. Dort, wo man einen Menschen idealerweise einfach abholt, ohne die Angst vor dem Essen zu schüren (niedergeschrieben unter anderem auch in einem neuen Buch namens „Prinzip Pure“). Jedes Lebensmittel enthält ganz natürlich auch Anti-Nährstoffe, die es vor Fraßfeinden schützt. In geringen Mengen trainieren sie unser Immunsystem. In hohen Mengen sind sie Gift. Nun hat der gescheite Mensch früher diese Anti-Nährstoffe unschädlich gemacht. Weil sein Brot viel, viel Zeit hatte zu fermentieren. Und weil er sich nicht einseitig von einem Getreide ernährt hat von morgens bis abends von Weizen, hat er auch nicht so viel dieses Stoffes aufgenommen, dass er zum Gift werden konnte.

     

    Lektine sind Proteine, die das Gift Phasin enthalten. Es schädigt die Darmzellen und macht die Darmwand langfristig durchlässig. Die Folge: Giftige Substanzen können vom Darm in den Körper wandern, rote Blutkörperchen miteinander verklumpen und so den Nährstoff- und Sauerstofftransport im Gewebe schädigen.

    Lektine stecken in rohen Hülsenfrüchten. Lassen rote Blutkörperchen verklumpen, reizen den Darm. Isst nur kein Mensch. Hülsenfrüchte kochen wir. Gekocht sind chemischen Strukturen der Bohnen-Lektine unschädlich.

     

    Lektine stecken auch in Mais, in Erdnüssen und Nachtschattengewächsen wie Kartoffeln, Tomaten und Paprika. In geringer Konzentration. Wem das aber Bauchweh macht, der zerstört die Lektine einfach. Wie geht das? Durch Einweichen  (Hülsenfrüchte, Nüsse) in Wasser, Kochen oder Fermentieren.

     

    Getreide ist böse. Macht Bauchweh. Jupp. Tut es. Das Billigbrot vom Industriebäcker. Alte Konservierungsmethoden, wie Fermentieren, haben das Lebensmittel verträglicher gemacht, den Darm gesund gehalten – und mit ihm den ganzen Menschen. Neue Konservierungsmethoden machen uns krank. Der Bäcker hat damals Zeit ins tägliche Brot gesteckt, es durfte gehen, fermentieren – bis zu 48 Stunden. In dieser Zeit knacken Milchsäurebakterien das im Getreide enthaltene Klebereiweiß Gluten und senken die FODMAPs auf zehn Prozent. FODMAPs, Di-, Oligo- und Polysacharide, die im Getreide stecken und das Reizdarmsyndrom auslösen.

     

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