Nun fasten sie alle. Und da taucht er auf. Er wuselt aus allen Ecken. Setzt sich auf die Schultern und quengelt: Keks. Gib mir sofort ein Keks. Ja, jetzt ist seine Zeit.
Für die kleinen und großen Attacken gibt es so viele Gründe, wie es Menschen gibt.
Und selbstverständlich gibt es auch unzählige Möglichkeiten, den Heißhunger zum
Schweigen zu bringen. Als Ernährungsexperte gibt man gerne so Wahnsinns-Ratschläge wie: Kau Kaugummi, trink ein Glas Wasser, iss‘ Gemüsestreifen, geh aufs Trampolin …
Hab‘ ich auch gemacht. Nur: Eines Tages saß der Heißhunger dann bei mir selbst auf
der Schulter. Schlimmer als der schlimmste Tinnitus quengelte er seine Ich-will-sofort-Botschaften in mein Ökotrophologinnenohr. Und acht Kilo später war ich dann eine geläuterte Ökotrophologin. Hatte ein paar Röllchen um den Bauch. Aber auch eine echte Anti-Heißhunger-Strategie – jenseits vorbeugender Gemüsestreifen.
Meine Anti-Heißhunger-Strategie: lerne ihn kenne. Lerne ihn lieben. Die meisten Heißhunger-Geplagten machen nämlich einen Fehler: Sie können den Robin Food der Fettzellen nicht leiden. Können gar nicht mit ihm umgehen, ignorieren
oder hassen ihn. Völlig falsch! Man muss ihn kennenlernen, sich mit ihm an einen
Tisch setzen – und einen Pakt schließen. Man sollte schlichtweg wissen, wo kommt er denn genau her, welcher Mangel lockt ihn denn an? Mit ein wenig Achtsamkeit, einer Portion Wissen über Biochemie, das Herstellen von den richtigen Neuropeptiden, das Locken und Ausbremsen gewisser Hormone hilft ihn zum Verbündeten zu machen. Im Grunde ist er ja ein nettes Kerlchen. Wer ein Bild von ihm hat, raubt ihm seine kleine Macht – und kann viel, viel besser mit ihm umgehen. Meinen Heißhunger hat mir der Illustrator Gert Schless gezeichnet. Den dürft ihr ruhig auch haben. Der ist artgerecht gut zu halten :).