Und als Moony-Besitzer ...
Moony – hab ich noch nicht erzählt – ist ein Paint. Ein Westernpferd. Normalerweise hat
ein Paint Flecken. Weiße Flecken. Und je mehr davon, desto teurer. Also: Moony ist
schwarz, hat weiße Nüstern, eine weiße Blesse und weiße Füße und auf dem Bauch einen
sechs Quadratzentimeter großen weißen Fleck. Ich hab also viel Pferd für relativ wenig
Geld, weil insgesamt ziemlich viel Weißanteil fehlt. Trotzdem ist Moony für mich
das schönste und intelligenteste und liebste Pferd der Welt. So wie Fido und Timmi die
schönsten und intelligentesten Hunde der Welt sind. Allerdings nur Timmi der liebste.
Da ich von Pferden genauso viel oder wenig verstehe wie von halben Huskys (es stapeln
sich auch Pferderatgeberbücher bei uns), guck ich mich im Reitstall immer um, was die
anderen so machen. Was so angesagt ist. Kaum wurde es kalt, kamen aus allen Ecken
Pferdebesitzer mit dampfenden Schüsseln.
„Was gibst du Tatzi da?“, frag ich Su.
„Müslibrei. Irish Mash. Mögen die Pferde im Winter.“
Ich packe die Hunde in den alten roten Jeep, der ständig ein Blech verliert, fahre in den
nächsten Reiterbedarfsladen nach Sauerlach und kaufe einen Sack Irish Mash. Und weil es
bitterkalt ist, kaufe ich auch noch ein paar warme Stiefel und eine Daunenjacke.
„Ist hellgrau nicht ein bisschen zu hell für einen Pferdebesitzer?“, frage ich die Verkäuferin.
Sie lächelt und sagt: „Ich finde, dass ist eine super Tarnfarbe.“
Ich schlüpf also in die nagelneue Tarnjacke. Schultere meinen Sack Irish Mash. Fahr mit
den Hunden zurück in den Stall und rühre einen Eimer klebrigen braunen dampfenden
Brei an. Fido sitzt unter Moony und guckt.
Moony schlabbert. Versinkt mit seinem schönsten Kopf im roten Plastikeimer. Indes hocke
ich am Boden, räume Striegel und Hufkratzer weg. Plötzlich graben sich ein paar dankbar
schnaubende, klebrige, braune, dampfende Nüstern von hinten in meinen Hals.
„Wie siehst du denn aus?“, fragt mein Mann, als ich heimkomme.
Ich sage: „Wieso? Das ist meine neue Irish-Mash-Tarnjacke.“
„Ach so, ich dachte, du hättest dich mit Timmi und Fido im Misthaufen gewälzt.“
„Nein!“, sag ich. Und stell mich, so wie ich bin, mit zu Timmi und Fido unter die Dusche.