In der Fischabteilung hole ich drei Kilo Futtermix für Farbenpracht – mit den Sticks, die die Goldfische so gern mögen. In der Pflanzenabteilung packe ich Kräuter und alles, was bunt ist und 1,99 Euro kostet, auf den Wagen. Dann komme ich an der Hundeabteilung vorbei.
Sechs Meter lang hängen dort Halsbänder und Leinen. Mir schießen die Gedanken der letzten Monate in den Kopf, die alle auf ein Hundegeschirr für Fido hinauslaufen: Er ist ein Schlittenhund. Ein Schlittenhund hat Zieh-Gene. Das ist mit der Leine am Hals unangenehm. Er haut in den Wald ab, und da sind Jäger, mit einem Geschirr könnte ich ihn am Pferd befestigen. Und im nächsten Winter könnte er meine Nichte Lina gengemäß mit dem Schlitten ziehen. Gedankenverloren stehe ich am Hundegeschirr-Regal und habe keine Ahnung, welches ich nehmen soll. Nach etwa fünfundvierzig Minuten finde ich in dem riesigen Grünpflanzen- und Tierbedarfscenter endlich einen Angestellten in grüner Latzhose, der bereit ist, mir ein Hundegeschirr zu verkaufen.
„Haben Sie Ihren Hund dabei?“
„Nein. Kann man das nicht so kaufen?“
„Besser ist, wenn Sie ihn dabeihaben.“
„Aber ich hab ihn nicht dabei.“
„Wie groß ist er denn?“
„So groß wie eine Mischung aus Husky und Foxl.“
„Da dürfte ihm das hier passen. Man kann es auf die doppelte Größe ausfahren.“
„Man muss also seinen Hund dabeihaben, wenn es Hundegeschirre gibt, die sowohl einem Cocker-Spaniel als auch einem Deutschen Schäferhund passen?“
„Sicher ist sicher. Manche können die Größe ihres Hundes nicht so gut abschätzen.“
„Und wie zieht man das an?“
„So ...“, sagt der Verkäufer in der grünen Latzhose und versucht mit dem Kopf reinzuschlüpfen.
Fidos Kopf ist kleiner, denk ich, könnte passen.
„Wenn es nicht passt, dann bringen Sie es wieder zurück.“
Ich nehme also das rote Geschirr für 32,20 Euro mit, das man doppelt so groß machen kann. Daheim zäume ich den sich mit jedem Haar sträubenden, bockenden Fido mit seinem neuen Geschirr auf, was etwa zwanzig Minuten meines freien Tages in Anspruch nimmt. Und dann lobe ich ihn, wie schön er doch sei. Wie gut ihm das Bordeauxrot stünde.
Natürlich hab ich ihm ein Leckerli hingehalten, das er wie immer nicht wollte. Er zog sich beleidigt zurück.
Jedenfalls pflanzte ich dann die Kräuter in die sechzehn Töpfe, die Fuchsien und Geranien und fleißigen Lieschen und und und ... in die Balkonkästen. Von den acht Säcken Erde, die mir kürzlich ein grüner Riese aufschwatzte, verprasste ich mit Mühe zweieinhalb. Und dann fällt mein Blick auf Fido. Er steht da, mit diesem Blick, diesem terrencehillkannkeinwässerchentrübenblauen Augen – und dem bordeauxroten Geschirr im Maul.
Ich überlege mir, was der Verkäufer in der grünen Latzhose im Gartencenter sagt, wenn ich ihm das zerfetzte bordeauxrote Geschirr zurückbringe und sage: „Sie haben doch gesagt, ich kann es zurückbringen, wenn es nicht passt. Es passt ihm ganz und gar nicht.