Ali ist ein kleiner struppiger mallorquinischer Esel, der nichts mehr liebt, als wenn man ihn striegelt. Stopp, eine Ausnahme: Fressen. Deswegen macht mein Nachbar Paul Knoten an die Hühnerfuttertonne. Hilft nichts. Ali hat gelernt, sie zu öffnen. Ali bringt alles auf, wenn Futter dahinter ist. Sogar das Türchen zum Gemüsegarten. Im letzten Jahr wuchs dort ein
ganzes Beet Cannabis. Und eines Morgens stand Ali mittendrin. Malmend, schwankend, schielend, und der schimpfende Paul war ihm völlig wurscht. Normalerweise büxt er aus, wenn Paul brüllt.
Wenn Paul (ein richtiger Schweizer Aussteiger – aus dem Big Business in die Bauernschuhe) und ich reiten gehen, striegele ich die beiden Pferde. Dazu hat ein Aussteiger keine Zeit. Paul hat dann immer noch dringend irgendetwas anderes zu tun. Und taucht erst wieder auf, wenn Perla (die weiße Stute) und Sorpresa (die rote Stute) sauber sind.
Jedenfalls striegele ich beide Pferde, was etwa eine Stunde oder mehr dauert, weil Paul sie nie striegelt. Plötzlich kommt Ali und stellt sich dicht neben mich hin.
Ich striegele ein rotes Pferd.
Ali stupst mich mit seinen weichen Nüstern an.
Ich striegele weiter ein rotes Pferd.
Ali wendet sich ab. Geht zwei Meter weg. Kratzt mit den Vorderhufen am Boden.
Und während ich noch denke: „Was macht der denn da?“, wirbelt er immer mehr Staub auf, roten mallorquinischen Staub.
Ich striegele weiter ein rotes Pferd, langsam kommt schon etwas schimmelweiß hervor.
Ali wirft sich auf den Boden. Wälzt sich. Hin und her. Hin und her.
Ich striegele weiter an Perla herum.
Eine Staubwolke steht auf. Stellt sich neben mich.
Ich striegele Ali.
Dieses Spiel spielt er mit mir jetzt immer. Von wegen dummer Esel. Ich wünschte, mein staubiger Fido hätte nur die Hälfte von Alis IQ.